Farbfassungen

 Schöner wohnen im 19. Jahrhundert

In dem im Westen der ehemaligen Burgstallung gelegenen Wohnteil finden sich in mehreren Räumen farbig gestaltete Wandoberflächen, Zeugen der Wohnkultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zuvor waren die Wände Jahrhunderte lang immer wieder einfach weiß gekalkt worden, nachdem sie im Spätmittelalter noch unverputzt oder nur grob mit Putz beworfen waren. Der Grund für den Wandel zu Beginn des 19. Jahrhunderts steht in Zusammenhang mit dem Verkauf der Burg an Dollnsteiner Bürger im Jahr 1807. Der Wohnteil in der Burgstallung wurde nunmehr als Bauernhaus genutzt, die Farbfassungen bezeugen den Einzug bäuerlicher Wohnkultur in die vormalige Adels- und Amtsburg.

Die übliche Art der Wandgestaltung im ländlichen Raum war die „Schablonierung“. Mittels einer aus Pappe geschnittenen Schablone wurden zeittypische Muster mit einem Pinsel auf die vorgekalkten Wände gestupft. Diese Muster konnten als Schmuckborte um einen Raum gelegt werden, genauso konnte man aber tapetenartig die gesamte Wandfläche damit belegen, was aber herausgehobenen Räumen, also vorwiegend Stuben, vorbehalten blieb.
Im Zwischengeschoss des
Wohnteils der Burgstallung findet sich ein besonders schön gestalteter und gut erhaltener Raum mit blauer Schablonierung auf grauer Wandfläche. Wie meistest sind der obere Wandteil und die Decke weiß gehalten. Dadurch wirkt der niedrige Raum höher als er eigentlich ist. In den anderen Räumen liegen mehrere Schichten solcher Anstriche übereinander und sind nur fragmentarisch erhalten.
Ab dem späten 19. Jahrhundert begann die „Walztechnik“ die bis dahin übliche Schablonierung abzulösen. Walzen mit geschnittenen Mustern wurden bald industriell hergestellt und nach 1920 Allgemeingut. So finden sich für diese Technik auch Beispiele in Dollnstein.    
                                    Text: Hans-Heinrich Häffner - Ulrich Heiß

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