10.08.2006

Ofenanlage im Schatten der Burgmauer gibt den Archäologen noch Rätsel auf

Dollnstein weist dichte Siedlungsspuren seit vorgeschichtlichen Zeiten auf

 Dollnstein (baj) Der erste Teil der archäologischen Grabungskampagne an der Dollnsteiner Burg ist abgeschlossen. Zuletzt beschäftigte noch ein etwas mysteriöser Ofen im Schatten der Burgmauer die Archäologen. Er könnte aus dem 13. Jahrhundert stammen, schätzt Grabungsleiter Dr. Mathias Hensch. Seine Überreste messen in der Länge 1,80 Meter und in der Breite 1,60 Meter. Es handelt sich um einen Kuppelofen aus Weidengeflecht. Das Pflanzwerk wurde innen und außen mit Lehm bestrichen und durch die Hitze hart verziegelt. Sogar ein flacher Stein kam zum Vorschein, auf dem Schmelzgut in einem Gefäß abgestellt worden sein könnte. Aber welches? Glas, vielleicht, mutmaßt Hensch, der dafür allerdings keine Beweise in Händen hält. Abfallprodukte sind bislang jedenfalls nicht aufgetaucht. Nur eines ist sicher: Zur Eisenverhüttung diente dieser Ofen nicht.
Was die Sache noch spannender macht: Unter den Mauerresten dieser Ofenanlage kam ein vielleicht sogar behauener Stein zum Vorschein, der eine vorgeschichtliche Grube abdeckte. Hensch und seine Mitarbeiterin, die Vor- und Frühgeschichtlerin Ines Buckel, schauten auch hier genauer nach. Sie fanden eventuell aus der Bronzezeit stammende Keramik und - etwas Besonderes - eine gut erhaltene Geweihaxt. Das harte Horn diente zur Bearbeitung von Holz. Die Axt weist Nutzungsspuren auf und ist im Gebrauch zerbrochen. Ein weiteres Indiz für eine dichte und intensive Besiedelung des Raumes bereits in vorgeschichtlicher Zeit.
Insgesamt zeigt sich Hensch ausgesprochen zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Grabungen. "Es hat sich gezeigt, welches historische Potenzial hier im Boden steckt." Oft sind es nur Kleinigkeiten, aus denen die Fachleute weit reichende Schlüsse ziehen können. Eine Hand voll Pfostengruben deuten auf Holzbebauung hin, die sich sehr nahe am Fluss befunden haben muss. Wie weitere Siedlungsgruben beweisen, ist einst der Grundwasserspiegel niedriger gewesen als heute.
Raffiniert war die Technik der mittelalterlichen Baumeister der Burg, die der Archäologe beschreibt. Sie setzten ihr Fundament auf Schwemmsand, nachdem sie den Untergrund, gewachsenen Fels, ihren Bedürfnissen angepasst hatten. Sie erreichten dies durch Feuer, das den Fels spröde machte und sich dann leichter zuhauen ließ. An das Fundament wurde anschließend eine massive Lehmwand angeschüttet. Auf diese Weise dichteten die Baumeister damals das Fundament gegen Feuchtigkeit ab.
Ihren Teil zur Grabung leisteten auch die Burgfreunde, mit denen die Zusammenarbeit hervorragend geklappt hatte, wie Hensch hervor hob. Auch das Zusammenwirken mit der Gemeinde sei außerordentlich gedeihlich. Gleichzeitig sei der Nutzen für Dollnstein groß. "Die Archäologie ist die einzige Möglichkeit, mehr über den Ort zu erfahren", bekräftigt Hensch, der sich auch als Dienstleister für die Gemeinde und die Region versteht. "Wir erschließen ein Stück Geschichte, aus der die Gemeinde Identität schöpfen kann."