07.10.2007

"Wellnessraum" in der alten Burg
Archäologe Dr. Mathias Hensch stößt auf mittelalterliche Fußbodenheizung

Von Josef Bartenschlager

Dollnstein (EK) Nachdem die Burg Dollnstein noch nie zuvor archäologisch untersucht worden war, fördert praktisch jeder Spatenstich neue spannende Erkenntnisse zutage. Gerade ist Dr. Mathias Hensch, der seit vergangenem Jahr gräbt, auf eine mittelalterliche Luftheizung gestoßen.

Die Anlage befindet sich unmittelbar unter dem heutigen Fußbodenniveau. Der Archäologe und seine Mitarbeiterin Ines Buckl legten nicht nur eine Reihe von Steinen frei, die als Wärmespeicher dienten, sondern auch die Brennkammer selbst mit ihrem aus Ziegelsteinen gemauerten Boden. Nach den Worten des Fachmannes handelt es sich hier um eine Unterbodenheizung, wie sie beispielsweise von der Burg Sulzbach her bekannt ist. Eine solche Anlage war ein Kennzeichen herrschaftlichen Wohnens.

Dabei unterscheidet sich diese mittelalterliche Heizmethode vom römischen Hypokaustsystem. Die Römer heizten ihre Räume mit der Wärme, die direkt vom Feuer ausgeht. Die mittelalterlichen Heizungstechniker nutzten dagegen die Abwärme der Steine, die sie zuvor erhitzt hatten – die dicke Steinpackung zeugt von der langen Speicherdauer. Gleichzeitig wurde Frischluft durch den heißen Ofen geleitet, die dann ebenfalls den darüber liegenden Raum erwärmte.

Noch unklar ist die Nutzung. Denkbar wäre ein Dampfbad. Saunen haben nach Henschs Worten eine lange, von den Römern unabhängige Tradition im germanischen Raum und die Badekultur war im Mittelalter weit entwickelt.

Der Archäologe tippt nach vorläufigem Erkenntnisstand allerdings mehr auf eine Kemenate, auf einen beheizbaren Raum im herrschaftlichen Teil der Burg, in dem sich der Burgherr? und seine Familie in der Winterszeit aufhielten und dessen mollige Wärme er genoss, während die Stürme die Mauern umtosten. Die Heizung wäre damit ein weiteres Indiz, dass es sich bei der Dollnsteiner Burg um einen Herrschaftssitz gehandelt hat.

Der beheizbare Raum liegt übrigens direkt neben dem Saal, auf den Hensch in der vorigen Grabungskampagne gestoßen war. Seine Größe steht nun endgültig fest: Er misst 13 auf 6,5 Meter und zählt damit zu den eher kleineren Sälen. Dennoch war er zu groß, um über die vorgefundene Anlage beheizt zu werden.

Die Heizung entstand möglicherweise im 13. Jahrhundert, wurde wohl mehrmals umgebaut, wobei die Baumeister einmal den Brennraum durch den Einzug einer Mauer verkleinerten. Aufgegeben wurde die Anlage im 15. Jahrhundert. Zuletzt wurde die Ofenkammer nicht einmal mehr gereinigt. Jedenfalls fanden Hensch und Buckl eine 25 Zentimeter hohe Schicht aus Holzkohle und Asche. Das Feuer in der Brennkammer muss erhebliche Temperaturen erreicht haben. Die umgebenden Steine weisen samt und sonders Hitzeschäden auf. Mit der Aufgabe der Heizungsanlage wurde auch der Fußboden der ursprünglichen Kemenate stark abgesenkt und erreichte fast das Niveau der darunter liegenden Brennkammer. Schließlich wurde er als Ziegenstall genutzt, wovon noch heute die steinernen Futtertröge zeugen.

 

 

 

 

 

 

Auf die dicke Steinpackung der Heizungsanlage (links im Bild) weist der Archäologe Dr. Mathias Hensch hin. Er selbst steht auf dem gemauerten Boden des Ofenraumes. Im Vordergrund ist eine 25 Zentimeter starke Ascheschicht zu erkennen.

Foto: Bartenschlager